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Über mich

Ich wurde 1972 in Oberbayern geboren. Die Tapeten waren damals psychedelisch. Manchmal versuchte ich als Kind einzuschlafen und sah versehentlich auf eine Wand des Zimmers, wo sich die komplizierten Muster der Tapeten ineinander verschränkten. Mein Gehirn versuchte das Muster zu ordnen, aber sie ließen sich nicht ordnen, sie fingen sogar nach einiger Zeit an, sich auf der Wand zu bewegen. Mit leichter Übelkeit schloß ich die Augen und versuchte, einzuschlafen. Ansonsten waren die 70er Jahre eine tolle Zeit, um aufzuwachsen. Die Männer trugen breite Kotletten und offene, bunte Hemden, die Frauen schöne Langhaarfrisuren und Schlaghosen. Im Radio kam Abba. Es gab Süßigkeiten ohne Ende.

 

Mit 15 schenkte mir mein Onkel Jim eine Spiegelreflexkamera, die er beim Kartenspielen als Pfand bekommen hatte. Von da an ging mein Taschengeld für Fotoentwicklung drauf. Ich musste einige Kilometer mit dem Fahrrad zu einer Entwicklungsstelle fahren und konnte die Fotos zehn Tage später abholen. Es war spannend, das Kuvert zu öffnen, um zu sehen, ob die 36 Bilder „was geworden“ waren. Meine Eltern fanden, ich solle Tennis spielen. Ich streifte durch den Wald und erwartete jederzeit den Atomschlag. Das waren die Achtziger Jahre.

 

In den Neunziger Jahren hatte ich endlich die Schule fertig und konnte nach Berlin gehen. Malen, Schreiben und Theaterspielen machte mir gleich viel Spaß. Ich entschied mich für das Theater, weil ich dachte, das würde mir mit meiner Schüchternheit helfen. Das hat auch eigentlich funktioniert.

Einige Jahre fotografierte ich absichtlich nicht. Die Kamera hatte auch einen kleinen Defekt und ich verschenkte sie. Ich wollte an der Welt teilhaben, nicht durch eine Linse zusehen. Das hat auch funktioniert. Ich war nun Schauspieler und mehr vor der Kamera. Ich war gab mir Mühe und es funktionierte eine Zeit lang ganz gut. In Krisen aber malte, las und schrieb ich.

 

2005 kaufte ich auf dem Flohmarkt eine neue analoge Spiegelreflexkamera, eine Olympus, ein feines Gerät für sehr wenig Geld, und fing wieder an, zu fotografieren. Es wuchs so nebenbei. Für Portraits begann ich 2017 mit digitaler Fotografie und Bildbearbeitung, erst skeptisch, dann ersetzte die digitale Spiegelreflexkamera die analoge. Die Entwicklung geschieht jetzt am Bildschirm. Eine Zeit lang durfte ich bei einer bekannten Fotografin assistieren, die brachte mir das bei. 

 

Egal, was man tut, man entwickelt sich dabei, das ist gar nicht aufzuhalten. Man stößt auch auf Probleme: Warum mache ich das? Was soll dieses Foto sagen? Ist es ok, wenn die Aussage vage bleibt oder sogar unaussprechlich ist? … Ich habe diese Probleme alle nicht gelöst. Manchmal denke ich, ich sollte gar nicht mehr fotografieren, sondern nur zeichnen und malen. Dann bleibe ich wieder an einem Foto hängen und denke: Das ist nicht ganz schlecht, du solltest nicht damit aufhören. Dann sehe ich einen Menschen oder eine Landschaft oder Gegenstände auf einem Tisch und denke, ach, das könnte ein tolles Foto werden, und es geht weiter …                                                                   Dez.2024

                              

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